HNO-Krankheiten, Kopf- & Halschirurgie

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Zungenschrittmacher

HNO-Am­bu­lanz

Zungenschrittmacher

Die Behandlung einer Schlafapnoe mit Hilfe eines Zungenschrittmachers

Der Begriff Zungenschrittmacher ist ein allgemein verständlicher Terminus, der die elektrische Stimulation der Zunge nachts bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe beschreibt. Korrekt bezeichnet handelt es sich hierbei um eine Neurostimulation des Zungennervs (Nervus hypoglossus), der die Zungen versorgt.

Es gibt dafür in Deutschland zwei verschiedene Therapiesysteme, die jeweils aus mehreren Komponenten bestehen:

Bei dem Inspire-Therapiesystem (www.inspiresleep.de) wird die zentrale Steuereinheit auf der rechten Seite unterhalb des Schlüsselbeins in eine Haut-Muskeltasche implantiert. Ähnlich eines Herzschrittmachers liegt das Implantat hier gut geschützt im Körper. Von diesem Implantat wird unter der Halshaut ein Kabel nach oben unter das seitliche Kinn zum Zungennerv geführt. Am Ende dieses Kabels befindet sich eine Elektrode, welche um den Zungennerv gelegt wird. Über diese Elektrode kann der Nerv mit Strom gereizt werden.

Bei dem Genio-Therapiesystem (www.geniosleep.com) wird ein kleines, nach dem Eingriff nicht sichtbares Implantat mit einem Schnitt unterhalb des Kinns eingesetzt. Die Steuereinheit ist bei diesem System ein Aktivierungs-Chip, der vor dem Zubettgehen an einem speziellen Einwegpflaster an der Unterseite des Kinns befestigt wird. Die Batterie wird nicht mit implantiert, sondern tagsüber auf eine Ladestation gelegt.

Beide Systeme stimulieren während des Schlafens den Zungennerv. Durch die Stimulation wird die Zunge nach vorne bewegt und der Atemweg frei gemacht. Die Obstruktion wird aufgehoben.

Um der Zungenmuskulatur Erholung zu geben, stimulieren Zungenschrittmachersysteme den Zungennerv nicht kontinuierlich und schalten sich während der Phase des Ausatmens aus. Das Inspire-Therapiesystem registriert dazu mit Hilfe eines Drucksensors, der unterhalb des Implantats / Schrittmachers zwischen den Rippen liegt, die Atemzyklen. Dieser misst kontinuierlich den Atemrhythmus des Patienten im Schlaf und passt sich der natürlichen Atemfrequenz an. Bei dem Genio-Therapiesystem ist ein Algorithmus hinterlegt, der die Zungenmuskulatur über kurze sich abwechselnde, Aktivierungs- und Pausenphasen stimuliert.

Bei welchen Krankheitsbildern wird die Behandlung durchgeführt?

Ist der Zungenschrittmacher eine Alternative zur Maske?

Manche Patientinnen und Patienten, die auf Grund des Ausmaßes der obstruktiven Schlafapnoe und eventueller Grunderkrankungen eigentlich eine Maskentherapie bräuchten, haben Probleme, die Maske und den Überdruck zu tolerieren. Natürlich wird zuerst versucht durch unterschiedliche Masken, Druckveränderungen oder auch Operationen die Maskentoleranz zu erhöhen. Leider gelingt dies nicht immer in vollem Umfang. Bei solchen Patientinnen und Patienten stellt die Neurostimulation des Zungennervs eine gute Alternative dar.

Die Neurostimulation des Zungennervs ist keine Therapieform der ersten Wahl. Sie kommt nur bei einer Maskenintoleranz, die trotz mehrfacher Versuche nicht behoben werden kann, in Frage. Die Patientinnen und Patienten müssen weiterhin folgende Kriterien erfüllen:

  • Apnoe-Hypopnoe-Index 15-65/h
  • Body-Mass-Index < 35kg/m2
  • Anteil Zentraler Apnoen am Gesamt AHI < 25%
  • Nichtvorliegen einer neuromuskulären Erkrankung
  • Ausschluss eines konzentrischen Kollapses auf Höhe des Weichgaumens mittels Medikamenten-induzierter Schlafendoskopie für das Inspire-Therapiesystem. (Anmerkung: Wir führen für eine umfangreiche Diagnostik unabhängig vom zu implantierenden System vor jeder Implantation eine Schlafendoskopie durch)

Wie ist der Behandlungsablauf?

Die Behandlung mit dem Zungennervenstimulator läuft in vier eng aufeinander abgestimmten Phasen ab, um den Betroffenen von Schlafapnoe den optimalen Therapieerfolg zu ermöglichen.

Voruntersuchung: Ein speziell geschulter Arzt berät den Betroffenen in unserem Behandlungszentrum. Mit Hilfe schlafmedizinischer Untersuchungen überprüft der Arzt anschließend die Eignung des Betroffenen für die Zungenschrittmachertherapie. (Zu diesem Termin sollten alle Unterlagen inkl. Befunde von ambulanten und stationären Schlafmessungen mitgebracht werden). Sind die Untersuchungen erfolgreich, vereinbaren Arzt und betroffene Person einen Termin für die Implantation des Zungenschrittmachers.

Implantation: Das System wird dem Betroffenen während eines kurzen stationären Aufenthalts von 3 bis 5 Tagen in unserem Behandlungszentrum eingesetzt. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose minimal-invasiv, d.h. nicht über eine Operation mit großer Wunde, sondern abhängig von dem verwendeten System über einen (unter dem Kinn) oder zwei (seitlicher Hals und Brustkorb) kleine Schnitte.

Noch am Tag der Implantation können Patientinnen und Patienten in der Regel normal essen und sprechen. Die vollständige Einheilung der Systeme dauert etwa 2-8 Wochen.

Aktivierung: Sobald der Zungenschrittmacher vollständig eingeheilt ist, folgt die individuelle Therapieanpassung. In diesem Schritt aktivieren wir den Zungenschrittmacher mit Werten, die auf den Betroffenen abgestimmt sind, und geben dem Patienten eine umfassende Einführung in die Bedienung des Systems.

Der Zungenschrittmacher wird durch den Patienten selbst abends ein- und morgens wieder ausgeschaltet. Bei dem Inspire-Therapiesystem wird dazu eine Fernbedienung verwendet, bei dem Genio-Therapiesystem erfolgt dies durch den Aktivierungs-Chip. Beide Systeme lassen dem Patienten zunächst eine individuell einstellbare Zeit zum Einschlafen, bis die Stimulation beginnt. Eine Anpassung der Stimulationsintensität durch den Patienten selbst ist grundsätzlich möglich.

Die meisten Patienten benötigen ein paar Nächte, um sich an das System zu gewöhnen und bemerken dann nichts mehr von der Stimulation. Nach der Eingewöhnungsphase von rund 4- 6 Wochen wird das System im Schlaflabor in einer Einstellungsnacht individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst und bei Bedarf nachjustiert. Kontrollen können durch eine Schlafuntersuchung zu Hause (Polygraphie) erfolgen.

Wie geht es nach der Behandlung weiter?

Die Nachsorge erfolgt einmal jährlich bei dem behandelnden Schlafmediziner oder uns. Bei der ausführlichen Kontrolle werden Batteriestatus und/oder Nutzung des Systems überprüft und die Therapie gegebenenfalls angepasst.