Kardiologie, Rhythmologie & Angiologie

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Katheterbehandlung des Vorhofflimmerns

Katheterbehandlung des Vorhofflimmerns

Die Abteilung Rhythmologie der 1. Medizinischen Klinik des Carl-Thiem-Klinikums Cottbus ist auf die Katheterbehandlung von Herzrhythmusstörungen spezialisiert. Vorbereitend und ergänzend zu einem ausführlichen persönlichen Gespräch möchten wir Sie über die Sinnhaftigkeit und Auswahl des geeigneten Behandlungsverfahrens, die Durchführung und Erfolgsaussichten, sowie mögliche Risiken dieser Behandlung informieren.

Bei welchen Krankheitsbildern wird die Behandlung durchgeführt?

Vorhofflimmern galt bis zur Einführung eingreifender Behandlungsmaßnahmen als unheilbar, wenn auch nicht lebensgefährlich. Neue Studiendaten deuten jedoch sehr wohl auf eine erhöhte Sterblichkeit mit Vorhofflimmern hin, die maßgeblich durch Komplikationen der Herzrhythmusstörung erklärt sein kann. Ganz im Vordergrund der Behandlungsentscheidung steht jedoch die Beschwerdesymptomatik durch das Vorhofflimmern, welche sich in Herzstolpern, Herzrasen, Leistungsknick, Luftnot, Schwindel und Ohnmachtsattacken äußern
kann. So ist die subjektive Symptomatik der maßgebliche Beweggrund, die Katheterbehandlung durchzuführen.

Nach herzchirurgischen Behandlungsansätzen wurden in den neunziger Jahren
Kathetertechniken erprobt, das Vorhofflimmern zu „heilen“. Diese mündeten im
Therapiekonzept, die auslösenden Stolperschläge aus den Lungenvenen durch elektrische Abkopplung der Lungenvenen auszuschalten. Die elektrische Isolation der Lungenvenen gab dem Behandlungsverfahren den Namen: Pulmonal-Venen-Isolation = PVI = Lungenvenen Isolation.

Wie ist der Behandlungsablauf?

Die Katheterbehandlung wird im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus von einem hochspezialisierten Team durchgeführt. Die medikamentöse Therapie vor dem Kathetereingriff wird im Aufklärungsgespräch besprochen; grundsätzlich werden alle Medikamente, ganz speziell auch die blutgerinnungshemmende Therapie, bis zur stationären Aufnahme unverändert und ununterbrochen eingenommen.

Die Katheterbehandlung findet am Tag nach der stationären Aufnahme im
elektrophysiologischen Herzkatheterlabor statt. Da die Behandlung 2 - 4 Stunden dauern kann, wird die Untersuchung unter Schlafnarkose (keine Vollnarkose, keine Beatmung) durchgeführt. Nur sehr selten ist eine Vollnarkose sinnvoll, das würde dann vorab mit Ihnen und mit den Narkoseärzten besprochen.
Die Herzkatheter werden über die Blutader in der rechten und der linken Leiste angelegt und in das Herz vorgeschoben. Da kein natürlicher Zugang über die Blutadern in die linke Herzvorkammer, besteht, wird mit einer kathetergeführten Nadel ein Loch in die Vorhofscheidewand zwischen rechter und linker Vorkammer gestochen, welches dann im gesamten weiteren Untersuchungsverlauf als Zugang in die linke Vorkammer genutzt wird. Dieses Loch verschließt sich in nahezu allen Fällen binnen vier Wochen nach der Untersuchung von alleine wieder. Solange Herzkatheter in der linken Vorkammer liegen, wird die Blutgerinnung mit Medikamenten (Heparin) nahezu vollständig gehemmt.

Wie geht es nach der Behandlung weiter?

Am Ende der Untersuchung werden die Katheter entfernt, die Schleusen gezogen, sowie ein fester Pflasterverband über beide Leisten angelegt, der mindestens 8 Stunden verbleiben muss. Durch Ultraschall des Herzens wird eine Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel ausgeschlossen. Bettruhe muss für 24 Stunden eingehalten werden, über ein mobiles Monitorsystem findet eine EKG-Überwachung für 24 - 48 Stunden statt. Die blutgerinnungshemmenden Medikamente werden bereits am Untersuchungstag weiter fortgeführt. Die Entlassung ist meist 2 Tage nach dem Kathetereingriff möglich.

Um unbemerkte Nebenwirkungen des Eingriffs auszuschließen, empfehlen wir die
Durchführung von Nachuntersuchungen, die am Tag nach dem Kathetereingriff stattfinden sollen.

Nachsorge

Die Abheilung der Verödung dauert 10-12 Wochen. In diesen ersten drei Monaten (sogenannte Blanking-Periode) ist es nicht abschließend möglich, den Effekt der Katheterbehandlung zu beurteilen. Daher müssen die blutgerinnungshemmenden Medikamente für mindestens die ersten drei Monate weiter eingenommen werden. Das Wiederauftreten der Herzrhythmusstörungen wird nicht in jedem Fall subjektiv bemerkt. Daher finden Kontrollen durch Langzeit-EKGs statt.
In einigen Fällen (30-40 % der Behandlungen) kommt es auch nach diesen drei Monaten zum Wiederauftreten des Vorhofflimmerns. Hierfür ist dann meist eine Wiederherstellung der elektrischen Verbindung zwischen Lungenvenen und linker Vorkammer verantwortlich. Daher sollte bereits von Beginn an die Möglichkeit eines zweiten Kathetereingriffs zur
Unterbrechung der elektrischen Wiederverbindung (Rekonnektion) einkalkuliert werden; dieser Eingriff wird frühestens nach vollständiger Abheilung der ersten Verödungspunkte (d.h. nach drei Monaten) vorgenommen.

Was ist zu beachten?

Komplikationen

Jegliches Behandlungsverfahren birgt Risiken, so auch die Katheterbehandlung. Die Komplikationsquote des Verfahrens wird in der Literatur mit 3-5 % angegeben.
Im Vordergrund steht die Blutung und der Bluterguss an der Zugangsstelle, auch verursacht durch die ausgeprägte Blutgerinnungshemmung vor, während und nach der Prozedur. Nur in Einzelfällen muss eine Gefäßverletzung operativ behandelt werden. Eine Verletzung des Herzens mit den Fremdkörpern (Herzkatheter) ist ebenfalls selten, in diesem Fall muss der entstehende Bluterguss im Herzbeutel mit einer Nadel abgelassen werden. Eine Durchblutungsstörung des Gehirns (Schlaganfall) soll durch die Blutgerinnungshemmung weitestgehend verhindert werden, wird hierdurch jedoch nicht vollständig ausgeschlossen. Nervenverletzungen bis zur Lähmung des Zwerchfells sind sehr selten. Eine Einengung der Lungenvenen und Behinderung des Blutstromes ist in der oben beschriebenen Technik
ebenfalls eine Rarität.

Die während der Untersuchung erforderliche Infusion größerer Mengen Flüssigkeit kann am ersten Tag zu Unwohlsein und Flüssigkeitsansammlungen beitragen. Allergische Reaktionen auf Medikamente und Kontrastmittel sind selten und in nahezu allen Fällen gut behandelbar, das Herzkatheterteam ist hierauf vorbereitet. Eine Verschlechterung der Nierenfunktion durch das Kontrastmittel ist ebenfalls extrem selten, da nur eine vergleichsweise geringe
Menge verwendet werden muss. Eine Unterstützung der Atmung und Kreislaufunterstützung in der Schlafnarkose ist meist nicht notwendig.

Folgeeingriffe

Ganz im Vordergrund der „Komplikationen“ steht das Wiederauftreten des Vorhofflimmerns oder anderer Herzrhythmusstörungen, die weitere Kathetereingriffe notwendig machen können.
Über die elektrische Isolation der Lungenvenen im ersten Eingriff, und die Wiederherstellung der elektrischen Isolation in einem möglicherweise notwendigen zweiten Eingriff hinaus, sowie in allen Fällen, in denen die Lungenvenen nicht oder nicht alleine für das Auftreten des Vorhofflimmerns verantwortlich sind, können zusätzliche Verödungslinien und Verödungspunkte in beiden Herzvorkammern sinnvoll sein. Über die Notwendigkeit und das
Behandlungskonzept finden vor einem gewünschten dritten Eingriff ausführliche
Beratungsgespräche statt.

Wir möchten ganz besonders darauf hinweisen, dass Änderungen der medikamentösen Therapie gerade in den ersten Wochen nach dem Kathetereingriff mit den behandelnden Ärzten im CTK abgestimmt werden sollten. Ein Verzicht auf die blutgerinnungshemmende Medikation sollte in den ersten drei Monaten nur bei Lebensbedrohung stattfinden, und erfolgt dann unter Inkaufnahme eines erhöhten Risikos für die Bldung und Verschleppung von Blutgerinnseln. Bei jeglichen Auffälligkeiten im Befinden, auch eingeschlossen eine außergewöhnliche Infektneigung, eine ungewöhnliche Belastungseinschränkung durch Luftnot, unklare Fieberzustände, Durchblutungsstörungen oder Missempfindungen sollte in jedem Fall Kontakt mit den behandelnden Ärzten im CTK hergestellt werden. Auch wenn das
Beschwerdebild zunächst keinen Zusammenhang zum Kathetereingriff erkennen lässt, könnte dieser jedoch bestehen und für die notwendige Behandlung von Bedeutung sein.

Wir möchten Ihnen versichern, dass die Abwägung des geeigneten Behandlungsverfahrens und die Notwendigkeit zur Durchführung der Behandlung ausführlich mit ihnen diskutiert und von uns begleitet wird. Es handelt sich um ein Verfahren, welches in zahlreichen Fällen die Möglichkeit eröffnet, die „unheilbare Herzrhythmusstörung“ Vorhofflimmern dauerhaft,
möglicherweise später auch unter Einsparung der medikamentösen Therapie zu beseitigen.