Kardiologie, Rhythmologie & Angiologie

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Elektrophysiologische Untersuchungen

Elektrophysiologische Untersuchungen

Die elektrophysiologische Untersuchung dient der Diagnostik von Herzrhythmusstörungen. Auch eine Behandlung durch Katheterablation setzt eine EPU voraus, heute zumeist in einer Sitzung. Während einer Elektrophysiologischen Untersuchung (EPU) wird durch Stimulation -
ähnlich einem Herzschrittmacher - und durch Messung über Elektroden-Herzkatheter der Mechanismus einer Herzrhythmusstörung aufgeklärt. Es handelt sich dabei überwiegend um anfallsartiges Herzrasen (Tachykardie).

Auch bei nicht "heilbaren" Herzrhythmusstörungen kann eine EPU notwendig sein.

  • Durch die Aufklärung des Mechanismus kann in manchen Fällen gezielt die geeignete medikamentöse Therapie ausgewählt werden.
  • Darüber hinaus hat die EPU einen Stellenwert in der Risikobeurteilung von Patienten mit Herzrhythmusstörungen oder mit plötzlichen Synkopen (Ohnmachtsanfällen), insbesondere wenn eine organische Herzerkrankung (meist koronare Herzkrankheit) bekannt ist. Durch Stimulation können lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen unter kontrollierten Bedingungen provoziert werden. In diesen Fällen kann die
    Implantation eines Herzschrittmachers, etwa bei zu langsamem Herzschlag, oder eines Defibrillators zur Verhinderung des plötzlichen Herztodes durch Kammerflimmern notwendig sein.

In welchen Fällen wird die Untersuchung vorgenommen?

Anfallsartiges Herzrasen (AV-Knoten-Tachykardie, WPW-Syndrom, überzählige
Leitungsbündel)

Die AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (AVNRT) entsteht im AV-Knoten. Beginn und Ende des Herzrasens sind plötzlich, die Frequenz liegt zwischen 130 und 250/min. Die Herzrhythmusstörung tritt häufig erstmalig im jugendlichen Alter auf, kann jedoch mehrjährige Pausen aufweisen und auch erst im höheren Lebensalter manifest werden. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Ursache ist ein elektrischer Kreis im AV-Knoten, der durch eine funktionelle Zweiteilung der elektrischen Leitung entsteht (funktionelle Längsdissoziation des AV-Knotens). Im EKG ist eine regelmäßige Tachykardie mit schmalen Kammerkomplexen zu erkennen, wobei keine P-Wellen erkannt werden können.

Das WPW-Syndrom (1930 durch Wolff, Parkinson und White definiert) zeigt eine
charakteristische Deltawelle vor dem QRS-Komplex. Das WPW-Syndrom ist charakterisiert durch diese Deltawelle (Vor-Erregung der Herzhauptkammern = Präexzitation) und das Auftreten anfallsartiger Tachykardien (Herzrasen). Ursächlich ist eine (selten mehrere) überzählige Muskelbrücke zwischen Vorkammern und Hauptkammern.

Vorhofflattern und Vorhof-Herzrasen

Vorhofflattern vom gewöhnlichen Typ ist eine "erworbene" Herzrhythmusstörung, in vielen Fällen als Folge eines langjährigen Bluthochdrucks.Elektrisch liegt ein Kreislauf (Makroreentry) in der rechten Herzvorkammer vor. Durch Verödung einer "Linie" zwischen der Tricuspidalklappe und der unteren Hohlvene kann der elektrische Kreis dauerhaft unterbrochen werden. Die Erfolgsaussichten betragen heute mehr als 90%, das Untersuchungsrisiko ist < 1%.

Wie ist der Ablauf der Untersuchung?

Die kathetergeführte Ablation (Katheterablation) erfolgt seit 1986 mit dem Einsatz von Hochfrequenzstrom. Strom mit einer Frequenz von 150 kHz bis 1 MHz (im Durchschnitt ca. 500 kHz) wird durch einen speziellen Elektrodenkatheter bis zu einer 4 bzw. 8 mm großen Elektrodenspitze geleitet und an das Herzgewebe abgegeben. Das Gewebe erhitzt sich auf eine Temperatur zwischen 60 und 70°C und wird dadurch punktgenau verödet. Die Verödung erreicht eine Eindringtiefe von maximal 4 bis 5 Millimeter, sog. gekühlte Ablationskatheter können eine Eindringtiefe bis 8 mm erreichen.

Alternative Energiequellen zur Katheterablation befinden sich in ständiger Erprobung: Cryoenergie; Ultraschall; Laser. Zumindest die Cryoablation hat bereits einen klinischen Stellenwert gewonnen. Durch die Einleitung von flüssigem Lachgas in den Katheter wird die Spitze auf bis zu minus 75°C abgekühlt und hierdurch eine Verödung erreicht.

Die Katheterablation stellt ein kuratives (heilendes) Behandlungsverfahren der Medizin dar; das heisst: nach erfolgreicher Behandlung ist das medizinische Problem definitiv beseitigt / geheilt. Die Risiken und die Erfolgsaussichten, sowie das Risiko einer Erholung der Rhythmusstörung (Rezidiv) sind spezifisch für die jeweils behandelte Arrhythmie und werden an gesonderter Stelle beschrieben.

Dauer der EPU: Die aufwendigen Messungen während einer EPU bedingen längere Untersuchungszeiten. Eine rein diagnostische EPU dauert ca. 30 Minuten, eine Katheterablation zwischen 60 und 120 Minuten.