Kardiologie, Rhythmologie & Angiologie

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His-Bündel-Schrittmacher

His-Bündel-Schrittmacher

Die Herzschwäche wird oftmals durch eine ungleichmäßige Herzaktivierung (die sich als Verlängerung der elektrischen Aktivierung der Hauptkammern ausdrückt, normal < 100 Millisekunden, dort oft mehr als 160 Millisekunden) verschlechtert, im Einzelfall sogar verursacht. Auch die Aktivierung der Herz-Hauptkammern über einen Schrittmacher führt zur asynchronen Aktivierung des Herzens: von unten (Herzspitze) nach oben, sowie die reche Herzkammer vor der linken; normal wäre eine Stromausbreitung von oben (Herzbasis) nach unten, sowie beide Kammern gleichzeitig.
Die Desynchronisation durch Aktivierung der rechten Hauptkammer vor der linken (da die Sonde eines „normalen“ Herzschrittmachers in der rechten Hauptkammer liegt und dort der elektrische Impuls abgegeben wird) wird seit Ende der 90er-Jahre durch zusätzliches Einsetzen einer Sonde über der linken Hauptkammer (kardiale Resynchronisationstherapie) beeinflusst. Dieses wirkt sich zwar sehr günstig auf den Aktivierungsablauf aus, ist aber unverändert eine unphysiologische Aktivierungsform des Herzens.

Die Idee, mit der Schrittmacher-Stimulation am frühesten Punkt der elektrischen „Leitungen“ der Herzhauptkammern, dem His-Bündel, anzusetzen, und für die Aktivierung das herzeigene „Leitungssystem“ zu nutzen, ist nicht neu und stammt aus den 70er-Jahren. Es handelte sich aber um theoretische Überlegungen, das Potential wurde nicht erkannt, und die Technologie und Kenntnisse waren für eine Umsetzung in die Praxis noch nicht ausreichend. Auch die Lokalisation des His-Bündels im lebenden Menschen war schwierig, dieses erfordert spezielle technische Voraussetzungen und Kenntnisse. Das His-Bündel ist nur wenige Millimeter groß, und befindet sich an einer mechanisch bewegten Stelle des Herzens. Dennoch ist die Nutzung der naturgegebenen elektrischen Leitungen als therapeutisches Konzept plausibel. Die elektrische Aktivierung über das His-Bündel führt dann zu einer „Verkürzung“ der elektrischen Aktivierungszeit der Herzhauptkammern auf 110 ms, somit eine nahezu Normalisierung der Zeitabläufe mit hieraus resultierender Synchronisation der Arbeit der Herzwände. Dieses wirkt sich sicher günstig auf die Herzarbeit aus.

Auch wenn das Verfahren noch weiter verfeinert werden muss, wird hier bei schwer oder nicht erfolgreich zu behandelnden Herzrhythmusstörungen der Herzvorkammern das physiologische System der Aktivierung der Herzhauptkammern wiederhergestellt. Das Verfahren ist noch kostenintensiv (Materialkosten ca. € 2.000 über denen einesherkömmlichen Herzschrittmachers), und im Vergütungssystem der Leistungen noch ungenügend abgebildet. Dennoch glauben wir, den Patienten hiermit ein zukunftsweisendes Behandlungssystem zur Verfügung stellen zu können.