Brustzentrum

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Medikamentöse Therapie bei jungen Frauen

Medikamentöse Therapie bei jungen Frauen

Wann wird die Therapie angewendet?

Junge Frauen erhalten überproportional häufiger eine Chemotherapie: zum einen, weil sie häufiger an so genannt triple negativen oder HER2 überexprimierten Brustkrebs erkranken, zum anderen, weil der Tumor bei Ersterkrankung im Durchschnitt weiter fortgeschritten ist und zum dritten, weil auch tumorgenetische Testungen bei Hormonrezeptor positiven Brustkrebs in vielen Fällen die Indikation zur Chemotherapie bestätigen.

Die Chemotherapie wird vorzugsweise vor einer Operation empfohlen: Die Wirksamkeit der Behandlung kann anhand der Tumorgröße nachvollzogen werden. Auch für die spätere Operation ist die Verkleinerung des Tumors natürlich von Nutzen (Operation in den neuen Grenzen des Tumors). Gerade bei jungen und sonst gesunden Frauen wird weltweit die intensivierte und dosisdichte Applikation der Chemotherapie bevorzugt: Die in kürzerer Zeit durchgeführte Behandlung ist für die Frau zwar anstrengender aber auch signifikant wirksamer.

Die Wahl der Medikamente orientiert ich an dem Tumorcharakter:

Triple negativ (unabhängig von allen Faktoren gewachsen): 4x Epirubicin/Cyclophosphamid gefolgt von Paclitaxel in Kombination mit Carboplatin für weitere 12 Wochen.

In besonderen Fällen: Additive Therapie mit Checkpointinhibitoren („Immunaktivierungstherapie“). Wurde der Tumor bis zur Operation durch die Chemotherapie nicht komplett beseitigt, wird nach Abschluss der Lokaltherapie eine Tablettenbehandlung mit Capecitabin empfohlen.

HER2 positiv: 6x Carboplatin alle 3 Wochen in Kombination mit speziellen Antikörpern gegen HER2: Trastuzumab und Pertuzumab. Zusätzlich wöchentlich Paclitaxel. 

Im Anschluss an die Operation richtet sich die weitere Therapie nach dem Ansprechen und der primären Ausdehnung des Tumors: 

  • Wurde der komplette Tumor durch die Medikamente beseitigt und waren die Lymphknoten bei Diagnose frei: Komplettierung der Antikörpertherapie für insgesamt 34 Wochen
  • Waren die Lymphknoten befallen, aber kein Resttumor mehr vorhanden: Komplettierung mit beiden Antikörpern für 34 Wochen.
  • Wurden nach der Operation noch Tumorreste gefunden: Komplettierung für 14 Monate mit einem noch recht neuen Medikament: Kadcyla® (Kopplung von Trastuzumab mit einem Medikament, was direkt in die Zellen transportiert wird)

Hormonrezeptor positiv, HER2 negativ: Eine Chemotherapie mit 4x Epirubicin / Cyclophosphamid gefolg von 4x Paclitaxel alle 2 Wochen oder 12x Paclitaxel wöchentlich wird indiziert, wenn Lymphknoten befallen waren oder ein durchgeführter tumorgenetischer Test ein erhöhtes Rezidivrisiko bewiesen hat. 

Alle Hormonrezeptor positiven Frauen erhalten unabhängig von der Chemotherapie eine antihormonelle Therapie. Standardempfehlung ist Tamoxifen für 5 Jahre, bei erhöhten Rezidivrisiko für 10 Jahre. Sehr jungen Frauen von < 36 Lebensjahren wird begleitend eine medikamentöse Unterdrückung der Eierstockfunktion für bis zu 5 Jahre empfohlen- vor allem dann, wenn die Chemotherapie nicht zu einem Versiegen der Eierstockfunktion geführt hat. Im Einzelfall kann statt Tamoxifen (verdrängt weibliche Hormone) auch ein Aromatasehemmer indiziert werden (hemmt die Bildung von weiblichen Hormonen). 

Ganz wichtig: Die antihormonelle Therapie kann das relative Rezidivrisiko um bis zu 50% reduzieren- aber nur bei regelmäßiger Einnahme! Wirksame Medikamente haben meist auch Nebenwirkungen. Setzen Sie die Substanzen bitte nicht einfach ab. Besprechen Sie Beschwerden bei Ihrem Arzt, lassen Sie sich ggf. auch in Ihrem Brustzentrum beraten. Es gibt mehr Möglichkeiten, Nebenwirkungen zu bekämpfen, als man denkt!

Alle Therapien und Schemata finden Sie unter www.ago-online.de → Leitlinie Mammakarzinom. Auf der Homepage ist auch ein jährlich aktualisierter Patientinnenratgeber zu finden.