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Aus Oldenburg ins CTK: „Eins Plus“ für eine einzigartige Therapie in der HNO-Klinik

28.06.2022

2011 wurde bei Andreas Wendt aus Oldenburg Kehlkopfkrebs festgestellt. Dann begann die jahrelange Odyssee. Zuerst wird ihm der Kehlkopf entfernt, dann startet die Bestrahlung und Chemotherapie. Damit Patienten auch ohne Kehlkopf wieder sprechen können, kann im Rahmen der Kehlkopfentfernung eine Stimmprothese zwischen Luft- und Speiseröhre eingesetzt werden. Dies wurde auch bei Andreas Wendt gemacht. Doch bei ihm entzündete sich diese Stelle. Es ist ein Loch – medizinischer Fachausdruck „Fistel“ - zwischen Speise- und Luftröhre entstanden, das nun etwa 5cm lang ist. „34 Operationen in verschiedenen Krankenhäusern in Deutschland waren erfolglos“, berichtet der heute 68-Jährige, „ich konnte nichts mehr essen, musste künstlich über eine Magensonde durch die Bauchdecke ernährt werden. Dann bekam ich den Tipp, von der Erfindung aus Cottbus. Das war für mich die letzte Hoffnung. Sonst hätte die Fistel für mich den sicheren Tod bedeutet.“

Prothesen bzw. Stents aus Silikon für die Luft- und Speiseröhre sind das Spezial-Forschungsgebiet von PD Dr. Michael Herzog, Chefarzt der HNO-Klinik in Cottbus. Seit 15 Jahren forscht er zusammen mit Endoprothetikern daran. „Ziel ist es, das Loch zwischen Speise- und Luftröhre durch den Stent aus Silikon so abzudichten, dass kein Speichel mehr durch das Loch in die Luftröhre und in die Lunge fließen kann. Zusätzlich soll den Patienten das normale Essen über den Mund und das Sprechen wieder ermöglicht werden. Hierfür muss sich der Stent perfekt der Anatomie des einzelnen Patienten anpassen - eng genug, um jede Körperbewegung mitzumachen, aber auch locker genug, damit keine Druckstellen auftreten und die Fistel trotzdem abgedichtet ist“, so Herzog.

Auch bei Andreas Wendt wurde während einer Vollnarkose zuerst ein Silikonabdruck der Luft- und Speiseröhre angefertigt. „Bei jedem Eingriff versuchen wir, das Verfahren immer ein wenig weiterzuentwickeln. Die größte Herausforderung ist präzises Arbeiten, es darf kein Silikon in die Lunge gelangen. Nur wenn der Abdruck perfekt ist, passt die Prothese dann perfekt in die Luftröhre“, erklärt PD Dr. med. Michael Herzog das Vorgehen. Fünf bis sechsmal führt er diese Spezial-OP pro Jahr am CTK durch. Betroffene kommen aus ganz Deutschland. „Für die Patienten ist diese Luftröhren-Prothese die letzte Rettung. Durch die nicht verheilende Öffnung gelangt sonst Speichel von der Speiseröhre in die Luftröhre und von dort in die Lunge. So treten immer wieder Lungenentzündungen auf, an denen die Patienten leider früher oder später versterben“, so Herzog. Wenn die Luftröhren-Prothese fertig ist, wird sie unter Vollnarkose eingesetzt. Alle 12 bis 15 Monate wird ein neuer Stent angepasst, da das Silikon im Lauf der Zeit mit Keimen besiedelt wird, sich die Form verändert und dann Undichtigkeiten auftreten.

Andreas Wendt kommt regelmäßig zur Kontrolle nach Cottbus. „Ich kenne nicht viele Krankenhäuser, mit so einer guten HNO-Klinik“, berichtet er. „Dr. Herzog und sein Team haben eine „Eins Plus“ verdient. Endlich kann ich wieder normal essen. Der Kampf geht weiter – aber Hauptsache ich lebe!“