Brustzentrum

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Therapieplanung für Brustkrebs bei jungen Patientinnen

Therapieplanung für Brustkrebs bei jungen Patientinnen

Bei rund 7% aller Betroffenen tritt Brustkrebs vor dem 40. Lebensjahr auf. Die Unsicherheiten in der Therapie junger Betroffener sind oft groß. Daher sollen die wichtigsten Punkte im Folgenden zusammengestellt werden:

Besondere Gesichtspunkte:

Junge Frauen erkranken SELTEN an Brustkrebs. Tritt eine Erkrankung auf, handelt es sich allerdings oftmals um eine aggressive Form, die sehr häufig auch zu einem späteren Zeitpunkt erkannt wird, als dies bei Frauen nach den Wechseljahren der Fall ist.

Die spätere Diagnose hat zweierlei Gründe: Zum einen haben jüngere Frauen ein dichteres Brustdrüsengewebe, was neu aufgetretene Karzinome sowohl klinisch als auch in der Bildgebung „verstecken“ kann. Zum anderen wird oft nicht daran gedacht, dass auch junge Frauen an Brustkrebs erkranken können. Entsprechend werden Befunde banalisiert.

In den Medien wird oft beschrieben, dass jung erkrankte Frauen eine schlechte Prognose hinsichtlich ihrer Heilungschancen aufweisen. Dies ist etwas missverständlich ausgedrückt: Nicht das Lebensalter selbst ist für die schlechtere Prognose verantwortlich, sondern die häufig ungünstigere Tumorbiologie und die oft bei Diagnose schon fortgeschrittene Brustkrebserkrankung: Beides kann die Chance auf Heilung prinzipiell reduzieren.

Ganz wichtig: Schwangerschaft und Stillen schützt nicht vor Brustkrebs! Auch, wenn Brustkrebs extrem selten in der Schwangerschaft auftritt: Wird eine tumorartige Veränderung der Brust bemerkt und lässt sich nicht sicher durch eine banale Ursache begründen, sollte diese immer abgeklärt werden, auch bei einer schwangeren oder stillenden Frau!

Zusammengefasst: Auch wenn Brustkrebs bei jungen Frauen selten auftritt sollte die Möglichkeit ins Auge gefasst werden.

Jeder neu aufgetretene Befund (veränderter Tastbefund, Schmerzen, blutig od. seröse Sekretion aus der Brustwarze, Hauteinziehung oder Hautverfärbung) muss unabhängig vom Alter in einer spezialisierten Einrichtung abgeklärt werden

Bei jungen Frauen ist vor jeglicher Therapie zunächst zu klären

  • Wurde die „Pille“ genommen oder hat die Patientin mit einer Hormonspirale verhütet? Beides muss bei Brustkrebs abgesetzt/ entfernt werden. Über eine alternative Kontrazeption wird beraten. Zu empfehlen ist z.B. die Kupferspirale oder Barrieremethoden.
  • Müssen kleine Kinder versorgt werden? (Unterstützung im Haushalt kann bis zum 12. LJ. der Kinder bei der Kasse beantragt werden)
  • Besteht Beratungsbedarf in Hinblick auf Berufstätigkeit, Arbeitsplatz etc.?
  • Besteht eine finanzielle Notsituation, sollten Hilfen beantragt werden?
  • Muss die Patientin eventuell selbst mit Pflegebedürftigkeit rechnen? Dann is eine frühzeitige Anbindung an eine SAPV-Team wichtig
  • Besteht Kinderwunsch? Dann sollte die Patientin über fertilitätserhaltende Maßnahmen informiert werden: zum einen über das Für und Wider einer medikamentösen Unterdrückung der Eierstockfunktion während einer ggf. erforderlichen Chemotherapie, zum anderen über die Möglichkeit der Kryokonservierung von Eizellen: Seit 2018 übernehmen die Krankenkassen die Kosten
  • Ergibt die Familienanamnese Hinweise auf genetisch bedingten Brustkrebs u./o. ist die Patientin vor dem 36. LJ erkrankt bzw. vor dem 50. LJ am triple negativen Mammakarzinom? Dann sollte eine genetische Beratung und ggf. Testung auf Hochrisikomutationen erfolgen, da das Ergebnis therapierelevant sein kann.

Nachsorge

Das Ziel der Nachsorge besteht in dem frühzeitigen Erkennen eines Wiederauftretens der Erkrankung. Früh erkannt ist diese nämlich weiterhin heilbar. Im Rahmen der Nachsorge werden Sie zudem regelmäßig körperlich untersucht, um Einschränkungen durch die bereits erfolgten Therapien zu erkennen und zu behandeln. Die Verträglichkeit noch laufender antihormoneller Medikamente wird geprüft, Nebenwirkungen besprochen und behandelt.

Alle 3 Monate veranlasst Ihr Frauenarzt eine Mammographie/ Mammasonographie.

In regelmäßigen Abständen sollen auch die Leberwerte, das Blutbild, die Blutsalze und die Knochendichte kontrolliert werden.

Weitergehende Untersuchungen wird Ihr Arzt bei länger als 3 Wochen persistierenden, nicht erklärlichen Beschwerden veranlassen.

Wir empfehlen all unseren Patientinnen eine besondere Beachtung gesundheitserhaltender Maßnahmen: 

  1. körperliche Aktivität für wenigstens 150min/ Woche, Ausdauertraining und Gymnastik 

  2. ausgewogene vitaminreiche Ernährung mit schadstoffarmen Gemüse, Fleisch und Fisch, wenig Weißmehl und Zucker

  3. Substitution von Vitamin D3 in ausreichender Menge

  4. Vermeidung von Überlastung genauso wie Unterforderung

  5. Psychoonkologische Unterstützung bei entsprechenden Bedarf 

Der nachsorgende Arzt wird auf mögliche besondere Probleme der jungen Frau achten und Sie damit nicht alleine lassen:

  • Therapiebedingte Nebenwirkungen
  • Körperbildveränderungen
  • Stimmungsschwankungen
  • Affektlabilität
  • fehlende sexuelle Lust
  • Auswirkungen der Erkrankung auf die Familienplanung und das Familienleben
  • Einschränkungen im Berufsleben
  • die erlebte Einschränkung der Belastbarkeit, der Kraft, der Vigilanz, der Konzentration 

In der Nachsorgesprechstunde können Sie eventuelle Beschwerden ansprechen und sich Rat holen. Oft hilft zudem der Kontakt mit ebenfalls Betroffenen in Selbsthilfegruppen. Inzwischen werden viele Internetgruppen, speziell auch für junge Frauen angeboten.

Nicht selten geben Mütter an, dass ihre Kinder eine Unterstützung zur Bewältigung ihrer Ängste benötigen. Auch für die Kinder gibt es inzwischen zahlreiche Anlaufstellen, wo sie individuelle Hilfe erhalten können. Ein sehr gutes Konzept hat die Stiftung Rexrodt von Fircks entwickelt: Sie bietet gemeinsame Kurmaßnahmen für Mutter und Kind, in deren Rahmen beide therapeutische Angebote nutzen können.

Wo finde ich weitere Informationen?

Kinderwunsch und Schwangerschaft