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Deutschland-Premiere am CTK

Neuartiges Kühlungssystem soll Speiseröhrenschäden bei der Vorhofflimmern-Ablation verhindern
23.08.2023
Prof. Dr. Erik Kulstad (l.) und Chefarzt Dr. Große Meininghaus im Cottbuser Hybrid-OP.
Katheter im Herzen und Spitze des Kühlungssystems beim Vorschieben durch die Speiseröhre.

US-amerikanisches Medizintechnik Know-How trifft auf die Elektrophysiologie im modernen CTK-Hybrid-OP – so könnte der Besuch von Prof. Dr. Erik Kulstad am ehesten umschrieben werden. Der Intensivmediziner aus den Vereinigten Staaten ist der Entwickler eines neuartigen Schlauchsystems zur Kühlung in der Speiseröhre. Für den ersten Einsatz bei der Verödung des Vorhofflimmerns in Deutschland überhaupt reiste Kulstad extra nach Cottbus und begleitete die ersten Eingriffe. „Ich bin sehr angetan von der technischen Ausstattung der Hybrid-Labore hier in Cottbus. Die deutschen Kollegen leisten wertvolle Arbeit, um den Nutzen meiner Entwicklung zu untermauern und die Erkenntnisse zu erweitern“, sagte Prof. Dr. Kulstad.

Seit mehreren Jahren befasst sich auch das Cottbuser Team der Rhythmologie um Chefarzt Dr. Große Meininghaus mit der Entwicklung und wissenschaftlichen Beurteilung von Methoden, die Speiseröhrenschäden bei der Katheterbehandlung des Vorhofflimmerns verhindern sollen. „Die routinemäßige Temperaturmessung in der Speiseröhre stellt eine „Warn-Anzeige“ dar, schützt aber die Speiseröhre nicht“, erläuterte Dr. Große Meininghaus.

Zur Behandlung des Vorhofflimmerns kann ein Kathetereingriff in der linken Herzvorkammer durchgeführt werden. Doch jede interventionelle Behandlung ist mit Risiken verbunden. Durch die Verödungsenergie (Hochfrequenzstrom) im Herzen entsteht Hitze. Dabei können Temperaturen im Gewebe von mehr als 70 Grad Celsius entstehen. Die Hitze klingt mit zunehmender Entfernung zum Verödungsort in der linken Herzvorkammer ab. Besondere Beachtung verdienen mögliche Beschädigungen der Speiseröhre. Die Vorderwand der Speiseröhre ist nur vier bis fünf Millimeter von der Hinterwand der linken Herzvorkammer entfernt.

Der Chefarzt der Rhythmologie warnte: „Ein thermisch hervorgerufenes „Loch“ in der Speiseröhre entsteht meist erst nach vier Wochen und ist sehr selten, stellt aber eine lebensbedrohliche Komplikation dar.“

In der aktuell begonnenen Studie wird über eine aktive Kühlung in der Speiseröhre die „überschüssige“ Hitzeenergie abtransportiert. Dabei zirkuliert Wasser innerhalb eines geschlossenen Schlauchsystems mit einer Temperatur von vier Grad Celsius. Ziel dabei ist der Schutz der Speiseröhre und des umgebenden Gewebes. „Die Kühlung während solcher Kathetereingriffe wurde bereits an mehr als 30.000 Patienten weltweit mit günstigen Ergebnissen eingesetzt“, sagte Dr. Große Meininghaus. Informationen zum Schutz des Gewebes zwischen linker Herzvorkammer und Speiseröhre liegen bislang aber noch nicht vor und werden nun in der neuen Studie untersucht. „Mein Team und ich freuen uns über die wissenschaftliche Kooperation mit Prof. Dr. Kulstad und auf die Ergebnisse der hiesigen Untersuchungen“ so der Cottbuser Chefarzt.