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ZNA-Fachkonferenz im Carl-Thiem-Klinikum

Die Notaufnahme der Zukunft
26.05.2023

In Cottbus entsteht derzeit eine der modernsten Notaufnahmen Deutschlands. Unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Tim Flasbeck wird hier die Notfallversorgung komplett neu aufgestellt: Offene Behandlungsplätze, Schockräume mit eigenem Computertomograph, Pandemiebackup, Dekontaminationskammer, 45-Plätze Holding-Station und eine Lounge für den Rettungsdienst sind nur einige der zukünftigen Highlights. 

Was die Einrichtung so innovativ und zukunftsweisend macht, war diesen Dienstag und Mittwoch Thema einer Fachkonferenz im Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum. An den zwei Kongresstagen bekam das Fachpublikum aus der ganzen Bundesrepublik umfangreiche Einblicke in das außergewöhnliche Konzept. Das Spektrum reichte dabei vom Schnittstellenmanagement in Krankenhäusern, über Ausbildungskonzepte, bis hin zu den politischen Rahmenbedingungen zur Finanzierung der Notfallversorgung. Zu den Referentinnen und Referenten gehörten die Medizin- und Pflegespezialisten aus dem CTK und bundesweit geschätzte Expertinnen.

Ein Rundgang ermöglichte den Kongressgästen, einen exklusiven Blick hinter die Kulissen. Hier wurde sofort ersichtlich, dass beim Umbau großen Wert auf kurze Weg gelegt wird. „Die Analyse von 206 Schichten und 1.400.000 Schritten hat ergeben, dass die Pflegekräfte nicht mehr 14 Kilometer pro Schicht laufen, wie in der alten Notaufnahme, sondern nur noch vier Kilometer“, schwärmte Flasbeck. Die Zeitersparnis ist enorm. Pro Pflegekraft und Schicht stehen jetzt circa 3,5 Stunden mehr Zeit für den Patienten zur Verfügung.

In der neuen Notaufnahme soll es vier Pflegestützpunkte mit maximaler Übersicht über die zu versorgenden Behandlungsplätze geben. Somit kann eine Pflegekraft von einem zentralen Standpunkt aus alle von ihr zu versorgenden Patientinnen und Patienten sehen und umgekehrt. Die einzelnen Behandlungsplätze sind durch elektrochrome Glaswände voneinander getrennt, die erst dann intransparent werden, wenn Patienten anwesend sind. Insgesamt wird das Pflegepersonal festen Funktionen zugeordnet und mit mobilen Pflegewagen ausgestattet, um so eine effiziente Ressourcensteuerung umzusetzen.

Zu dem Konzept gehört auch ein eigenes Belegungsmanagement, dass im CTK bereits anteilig implementiert ist und heute schon sicherstellt, dass gefährliche und belastende Überfüllungssituationen so gut wie nicht mehr vorkommen, wovon sich auch das Kongresspublikum überzeugen konnte. „Bei jeder Besichtigung der Interimsnotaufnahme durch das Auditorium des Kongresses saß auch zu Kernarbeitszeiten kein Patient im Warteraum, bei insgesamt sehr kurzen Verweilzeiten von unter 2 ½ Stunden. Sobald das Belegungsmanagement vollumfänglich umgesetzt ist, fällt auch das Telefonieren im Rahmen der Bettensuche weg, wofür heut ca. 100 Minuten pro Kopf aufgewendet wird“, erklärte Chefarzt Flasbeck.

Ein umfassendes Ausbildungskonzept bereitet das Notaufnahmepersonal auf die Neuerungen vor. Derzeit werden die Teams sechs Stunden pro Woche geschult. Jede Pflegekraft hat eine eigene Matrikelnummer und einen Ausbildungspass und muss pro Jahr 30 Fortbildungspunkte sammeln, was engmaschig überprüft wird.

Der Notaufnahmechef sieht hinter all dem einen klaren Vorteil: „Die Pflege kann wieder ihrer sinnstiftenden Profession nachgehen, wieder Spaß an der Arbeit haben und nicht aufgrund von administrativen Tätigkeiten, umherlaufen oder manuellen Prozessen von der Pflegetätigkeit abgehalten werden.“

Die offizielle Inbetriebnahme der neuen Zentralen Notaufnahme ist im nächsten Jahr geplant.